Freitag, 15. März 2002, 20:00 Uhr

Danny Weiss Ensemble

Zigeuner-Jazz

Die Abwechslung der verschiedensten Musikrichtungen macht den besonderen Reiz der Konzertreihe in der Schnaittacher Kulturscheune aus. Niemals sind die Abende gleichartig – immer ist ein anderer Musikstil „dran“ – von der Klassik über den Jazz, Blues, Swing, Boogie-Woogie, Südamerikanische Rhythmen, von Folklore bis hin zu Kammermusik, Gospels und Liedern. Jetzt waren die zahlreichen Gäste wieder einmal überrascht von einem Abend mit Musik ganz anderer Art: Zigeuner-Jazz mit dem Sinti Danny Weiss und seinem Ensemble.

Der Zigeuner-Jazz, auch Gipsy genannt, wurde erst Anfang der siebziger Jahre in Deutschland populär. Musiker aus den Reihen der Sinti und Roma traten mit ihrer typischen Musik an die Öffentlichkeit und legten den Grundstein zu einer beliebten Musikrichtung. Das Danny-Weiss-Ensemble interpretiert Zigeuner-Jazz in der Tradition eines Django Reinhard, der diese Spielart des Hot-Jazz auch bei uns berühmt gemacht hat. Elemente des Jazz, Folklore osteuropäischer Länder, französische Musette-Walzer, lateinamerikanischer Bossa-Nova und andere musikalische Stile und die typische Instrumentierung mit überwiegend Saiteninstrumenten geben dieser Musik ihren besonderen Reiz.

Danny Weiss aus dem Stamm der Sinti ist diesem Musikstil verwurzelt. Er spielte als Kind zuerst Geige und Akkordeon. Sein Vater, der berühmte Geiger und Akkordeonist Hänschen Weiss, und sein Großvater waren seine Lehrer. Mit ihnen stand Danny von klein auf gemeinsam mit berühmten Sinti-Musikern schon auf internationalen Bühnen. Aber als ihm sein Großvater mit etwa 12 Jahren eine Gitarre schenkte, kam er niemals mehr von diesem „herrlichen Instrument“ los. Er hat sich nicht nur in der Band seines Vaters, sondern auch durch die Zusammenarbeit mit den bekanntesten Sinti-Musikern aus aller Welt wie Reinhard Schnuckenack, Django Reinhard, Titi Winterstein u. a. sowie im „Hot-Club da Sinti“ den Ruf eines ausgezeichneten Jazz-Gitarristen erworben. „Wenn ich meine Gitarre in den Armen habe, vergesse ich alles um mich, da gibt es nur noch die Musik“ – und das konnte man in der Kulturscheune sehen und natürlich hören!

Dannys musikalische Weggefährten Edzard Model, gefühlvoll und stark mit der Geige, Ottorino mit der Rhythmus-Gitarre, für manchen Geschmack ein bisschen zu dominant, und Joe Fischer, hervorragend mit dem Bass, können ebenfalls auf eine langjährige Erfahrung als Zigeuner-Jazz-Musiker zurückblicken. Mit Danny Weiss verbindet sie ein seit langen Jahren bestehender musikalischer und freundschaftlicher Kontakt.

Die Gäste der Kulturscheune mussten sich zu Beginn des Abends erst auf diese Gipsy-Musik einlassen, sie klingt zunächst ein bisschen gleichförmig, obwohl manche Melodien recht bekannt sind. Aber nach und nach spielten sich die Musiker warm und konnten die Zuhörer begeistern. Danny Weiss zeigt, wie sehr er seine Gitarre liebt: Ganz versunken spielt er sein Thema, Edzard Model setzt an, um auf der Geige mitzuspielen, aber Danny fällt noch eine Variation auf der Gitarre dazu ein und Edzard wartet … und dann spielt Danny noch einen Lauf – brillant!

Die vielen Zugaben markierten noch einmal einen besonderen Höhepunkt dieses außergewöhnlichen Abends. Und viel später, als die meisten Gäste schon gegangen waren, nahmen die Vollblutmusiker ihre Instrumente noch einmal in die Arme und spielten nur noch für sich.