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Freitag, 19. April 2002, 20:00 Uhr Steve „Big Man“ ClaytonBlues und Boogie-Woogie Ein fantastischer Boogie-Woogie-Abend fand in der Schnaittacher Kulturscheune statt. Etwa 100 Zuhörer wurden mit einem trockenen „Morgen, geht’s gut?“ begrüßt, und mit der kurzen Ankündigung, es gibt „Blues, Boogie und Kuddelmuddel“, legte er auch gleich los: Steve „Big Man“ Clayton, der heuer seinen „40.“ feiert, seit vier Jahren in Deutschland lebt, 200 Konzerte pro Jahr gibt, sechsmal Britanniens „Blues Award“ gewann, Weizenbier und Boogie-Woogie liebt und an diesem Abend am wunderbar klingenden Flügel saß. Mit „Don’t Worry, Be Happy“ beginnt er ein bärenstarkes Konzert im wahrsten Sinne des Wortes. Zur sonoren Boogie-Bassbegleitung stampft er mit dem Fuß und muss sich gleich nach dem ersten Stück mit seinem roten Handtuch den Schweiß von der Stirn wischen. Clayton gibt in seinem knapp dreistündigen Programm in jeder Sekunde alles und lockt das anfange eher zurückhaltende Publikum immer mehr aus der Reserve. Mit seinem ausgeprägten Showtalent hat er schnell die Lacher auf seiner Seite, das rote Handtuch wird zum Croissant geformt und dient immer wieder den humorvollen Einlagen. Er tanzt auf der Bühne, spielt im Stehen und trommelt auf dem Flügel. Zwischen den meist fetzigen Boogie-Nummern sind langsame Kompositionen wie „Do You Like The Blues“ eingestreut, wobei es Clayton meisterlich versteht, aus jeder Taste sein Blues-Feeling „herauszuquetschen“, oder wie sein Lieblingsstück „How Long Blues“, bei dem seine „schwarze“ Stimme unter die Haut geht. Neben bekannten Oldies wie „Blueberry Hill“ von Fats Domino, „Shake Baby Shake“ von Jerry Lee Lewis oder „You Got Me“ von Timmy Reed, bei denen das Publikum in bester Stimmung mitsingt, spielt Clayton größtenteils eigene Stücke und verfügt dank seiner brillanten Klaviertechnik über grenzenlose Ausdrucksmöglichkeiten. Packend und ideenreich zelebriert er seine Improvisationen, die, ob gefühlvoll langsam oder rasend schnell, faszinieren. Er spinnt aus seinen Motiven die tollsten Linien, übersprudelnde Läufe und rhythmische Kunststücke und begeistert durch eine Bühnenpräsenz, wie man sie nicht alle Tage erleben kann. Clayton hat einige sehr gute CDs als Solist und mit Band eingespielt, als Live-Musiker ist er jedoch weit überzeugender. Fast eine halbe Stunde dauern dann auch die Rock-’n’-Roll-Zugaben, bis er klatschnass die Bühne verlässt. „Ein Viech“ eben, wie treffend ein Zuhörer kommentiert. Gerhard Stegmeier |