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Freitag, 31. Oktober 2003, 20:00 Uhr H2 O2 und Wolfgang SchierlitzFreude, schöner Spötterfunken Ein besonderes Klangerlebnis erlebten die Besucher der Kulturscheune in Schnaittach. Die A-cappella-Gruppe „H2 O2“ – bestehend aus den Geschwistern Luitgard und Thomas Hamberger sowie dem Ehepaar Christine und Hermann Oswald – kombinierte in ihrem Programm „Freude, schöner Spötterfunken“ klassische Stücke mit Jazzsongs und bayerischen Gstanzln. Eine ungewöhnliche Mischung, die jedoch wunderbar harmonierte, da die Kabaretteinlagen von Wolfgang Schierlitz zwischen den Auftritten des Ensembles sich wie ein roter Faden durch den Abend zogen. Bei Leberwurstbrot und Wein saßen rund 120 Zuschauer gespannt unter dem Dach der urigen Scheune und erlebten, wie die professionellen Sänger ganz harmonisch miteinander und manchmal auch durcheinander ihre Stücke präsentierten. Der Kabarettist Schierlitz begann sein Programm ganz aktuell mit kleinen Seitenhieben gegen die übermächtige Mehrheit der CSU in Bayern. So gibt es seiner Meinung nach bald keine Ampeln mehr im Freistaat, da Rot, Gelb und Grün hier zu Lande ja Fehlfarben seien, angesichts der zwei Drittel Schwarzfahrer. Auch vor der Weltpolitik macht Schierlitz nicht Halt und findet, man müsste mal so richtig auf den „Bush“ klopfen. Die Vokalisten sangen daraufhin vom „Wampert Gust ohne Arbeitslust“ und als die vier in ihren Fräcken einen Jazzsong anstimmten, vergaß das Publikum die Scheunenbalken über den Köpfen und ließ sich nach New York entführen. Frank Sinatra lässt grüßen. Von sich selbst sagt Schierlitz: „Ich habe mehrere Seh-Mester die Menschen auf Allgemeinplätzen und in Bierzelten studiert. Da kommen die Geschichten von alleine.“ Eben deswegen werden von ihm zwischenmenschliche Beziehungen aller Art unter die Lupe genommen und mit spitzem Wortwitz reflektiert. Auch Tiere werden da schon mal mit einbezogen, wenn er seine Version von Goethes Schimmelreiter präsentiert, in der nur der Klepper überlebt. Aber nicht nur die Witze von Wolfgang Schierlitz brachten das Publikum zum Lachen. Auch die Sänger ließen ihr komisches Talent aufblitzen, wenn die Herren bei der „Slow Motion Time“ fast einschliefen und die beiden Damen ihnen wieder auf die Sprünge halfen. Für reichlich Schmunzeln sorgte auch der Geschlechtertausch, als die Sänger im Kopftuch und die Frauen mit Schürze um den Bauch vom „Kikerl des net krahn wui“ und dem dann „der Grogn odreht werd“ singen. Besonders gut kamen das Medley bekannter klassischer Stücke von Beethovens Neunter bis zum Donauwalzer von Strauss und das Lied vom Pink Panther an. Da zuckten unter den Tischen die Füße der Gäste fleißig im Takt. Zwischen den Songs lernten die Zuschauer von Schierlitz noch etwas über die Folgen der antiautoritären Erziehung und den Generationenkonflikt, bei dem aufgrund der unsicheren Rentenlage „Jung gegen Alt um jede Prothese kämpft“. Ein großer Teil seines Programms beschäftigt sich mit den Urlaubsreisen, die er und seine Lebensgefährtin (Luitgard Hamberger aus dem Vokalensemble) unternehmen und die die Beziehung immer wieder auf die Probe stellen. Denn wenn seine Liebste am Strand sich den Knöchel verstaucht und nicht mehr gehen kann, ist er immer der „Leidtragende“. Einen Gast im Zuschauerraum haben die Geschichten dann so gerührt, dass er sich ins Geschehen auf der Bühne einmischte und Schierlitz den guten Rat gab, seine Freundin doch endlich zu heiraten. Am Ende forderte das Publikum mit viel Applaus noch eine Zugabe von den Künstlern, und Organisatorin Lis Graf von der Kulturscheune bekam viele Komplimente für die schöne Gestaltung des Abends. Über den Erfolg der Veranstaltung dürfen sich auch Bedürftige in Tansania und Bolivien freuen. Dort unterstützt der gemeinnützige Verein der Kulturscheune verschiedene Projekte. Mit dem Gewinn werden zum Beispiel Schulen finanziert. Kathrin Wild |