Samstag, 19. November 2005, 19:30 Uhr

Compás

Das Lebensgefühl Cubas

Drei hervorragend aufeinander eingespielte Musiker – Angela Fischer, klassisch ausgebildete Violinistin, Rolf Lonz, Gitarrist, Musiklehrer und Komponist mit seinen drei Gitarren, und Cid de Freitas aus Brasilien mit Schlagzeug und Percussion – bescherten den Besuchern der Kulturscheune Schnaittach einen anspruchsvollen und wunderbaren Abend.

Compás auf der Bühne der Kulturscheune

„Compás“ bei ihrem Auftritt auf der Bühne der Kulturscheune

Die ungewöhnliche klangfarbliche Besetzung des Trios „Compás“ ist für manchen Musikfreund etwas gewöhnungsbedürftig, doch schnell wird man vom brillanten Spiel und Rhythmus der hervorragend eingespielten Künstler mitgerissen und lässt sich auf die reizvollen Kompositionen ein. Der hohe künstlerische Anspruch des Trios besticht: spannungsgeladene Arrangements von bekannten Komponisten und Eigenkompositionen des Gitarristen Rolf Lonz ergeben den unverwechselbaren Sound von „Compás“: südamerikanische Rhythmen verschmelzen mit europäischer Musik und Jazz – die Musik passt in keine Schublade. Das Trio spielt überraschend anders, vielfältig, exotisch, gefühlvoll, temperamentvoll.

Chick Coreas „La Fiesta“ machte den furiosen Anfang, gefolgt von der tropisch schwermütigen Ballade „Baia“. Hier kam die charakteristische Klangfarbe der Kontrabass-Gitarre ebenso zur Entfaltung wie die markanten südamerikanischen Trommelarten, die Angela Fischers kernigen Violin-Ton grundierten. Bei „Dancing On Papers“ von Rolf Lonz konnte man sich förmlich die Katze auf dem Notenpapier vorstellen. Dann begeisterte Astor Piazollas berühmter „Libertango“ – auf „Compás“-Art – ebenso, wie Rolf Lonz’ „Angie’s Warm Up“ und „Nimbus 2003“, das vom Superbesen aus den Harry-Potter-Romanen inspiriert ist. Der rhythmisch prägnante und sanft melancholische Mambo „Angoa“ führte zurück nach Südamerika. Ein nicht angesagtes Stück sollten die Gäste erraten – und tatsächlich: ein junger Mann erkannte „On Broadway“.

Angela Fischer streicht ihre Geige, ein wertvolles altes Instrument, mit viel Gefühl, Können und Improvisationskunst, überlässt das Feld der tragenden Melodie aber auch dem ausgezeichneten Gitarristen Rolf Lonz, der seiner „normalen“ Konzertgitarre, der 12-seitigen Gitarre und auch der Kontrabass-Gitarre so viele geniale Töne zu entlocken weiß. Cid de Freitas brachte neben dem Schlagzeug und unglaublich vielen Rhythmusinstrumenten als Besonderheit das brasilianische Berimbao mit, ein von ihm selbst gebautes Instrument aus einem mit einem Seil gebogenen Bambusstab, mit einem ausgehöhlten getrocknetem Kürbis daran, das, mit einem Stock geschlagen, einen exotischen warmen Klang ergibt.

Anhaltender Beifall der Gäste in der Kulturscheune brachten noch Zugaben, „What D’ya Call It“ – fränkisch: „Wie solln mer des Stück haasn“ – und der Titelsong aus „Der Pate II“ von Nino Rota – wieder auf „Compás“-Art – beendeten einen anspruchsvollen, wunderbaren Musikabend. Ein Herr meinte beim Nachhausegehen: „Es war wunderbar. Ich bin sehr gespannt, was hier in der Scheune noch alles kommt; die Vielfalt der Musikabende ist sehr reizvoll“.