Samstag, 18. März 2006, 19:30 Uhr

Faltsch-Wagoni

Deutsch ist dada… Musikkabarett

Faltsch-Wagoni mit hinreißender Sprachakrobatik und kongenialer Mimik

Verdrehen und kneten die Sprache, dass es ein Vergnügen ist: Silvana Prosperi und Thomas Busse

„Ich würde es tun, wenn ich wüsste, wie es wäre, wenn ich es täte.“ Deutsche Sprache, schwere Sprache? Weit gefehlt, wenn man das Wortbeat-Kabarett von „Faltsch-Wagoni“ mit Silvana Prosperi und Thomas Busse erlebt. Für die beiden selbst ernannten „Lingual-Archäologen“ ist die deutsche Sprache ein unerschöpflicher Fundus, und sie zeigten den Gästen in der Kulturscheune Schnaittach mit Wortwitz, Musik und Spielerei, wie man unsere Sprache zum Swingen bringt.

Faltsch-Wagoni“ begrüßte die Gäste mit: „Steigen Sie ein, hier auf diesem Bahnhof sind Sie richtig, genießen Sie die Fahrt unter dem Motto: Warum geradeaus, wenn es rundgeht?“ In einem phantasievollen Non-Stop-Feuerwerk wunderbar absurder Wortgefechte und musikalischer Kunststücke erlebten die überraschten und begeisterten Gäste einen atemberaubenden Partnerclinch. Dann, in einem idyllischen Moment, besingt Thomas Busse seine Partnerin: „Du, die du die Dame aus dem Duden bist; du, die du das Abc verkörperst wie keine; ich will, dass du mein Wortschatz bist und wenn du willst, bin ich der deine.“

Dann werden Worte, Sätze und Sinnzusammenhänge in atemberaubender Akrobatik durch die Köpfe gewirbelt („durch die Wipfel gekurbelt, durch die Wirbel geköpft“), dass es nur so eine Freude ist. Auch wenn man nicht alle Wortspiele versteht – das geht auch gar nicht, dafür geht alles zu schnell, lange nachdenken ist nicht möglich –, der Abend ist ein reines Vergnügen. Die Sätze sprudeln rasend schnell zwischen diesen Liebhabern der deutschen Sprache hin und her – es wird nie langatmig, eine sprachakrobatische Szene folgt der anderen. Ein grammatikalisches Drama biblischen Ausmaßes mit „Dativ gegen Goliath“ konnte man erleben und – natürlich mit Kastagnetten – einen fünfdimensionalen Flamenco: „Die Bierbar von Sevilla“. Sprachakrobatik auf hohem Niveau.

Und nicht nur das: Thomas Busse und Silvana Prosperi kommen ursprünglich aus dem Musikbereich, und beide zeigen hinreißend, was sie außerdem musikalisch beherrschen. Sie trommelt mit Händen und Füßen auf allem, was zur Verfügung steht: Tisch, Stuhl, Zeitung, Koffer, und singt dazu mit ihrer starken Stimme. Er macht Musik mit einer wertvollen alten Concertina, spielt auf der Gitarre und der Nasenflöte – und dann führt er noch gekonnt den Violinbogen über eine Handsäge, die von ihm gebogen wird und die ganz ungewöhnliche, feine, fremde und wunderschöne Töne erzeugt – ein musikalisches Kunststück.

Dann wird von Silvana Prosperi noch der Ursprung der Rockmusik enträtselt: Sie trommelt den „Rock-Rhythmus“ auf einem Lederrock – ja, so könnte der Rhythmus der Rockmusik wirklich entstanden sein …

Die Kabarett- und Kleinkunstpreisträger Silvana Prosperi und Thomas Busse sind seit vielen Jahren in ganz Deutschland auf Tournee und waren schon mit dem Goethe-Institut erfolgreich unter anderem in Osteuropa, Skandinavien, Westafrika, Frankreich und Nordamerika. Der Abend in der Kulturscheune Schnaittach war für die begeisterten Besucher ein Erlebnis. „Es ist unglaublich, was man mit der deutschen Sprache alles anstellen kann“, meinte eine Besucherin.