Freitag, 10. Dezember 2004, 20:00 Uhr

Sonntag, 12. Dezember 2004, 19:00 Uhr

Russisches Kammerensemble Wladimir

Klassik und Folklore auf original russischen Instrumenten

Das russische Kammerensemble Wladimir spielte an zwei Abenden in der bis auf den letzten Platz besetzten Kulturscheune Schnaittach. Dieses Ensemble unter Leitung von Igor Bezotosniy besteht seit 1992 und gastiert seitdem in ganz Europa.

Der Freundeskreis der Kulturscheune Schnaittach

Der Freundeskreis der Kulturscheue Schnaittach e. V.

Zu Beginn begrüßte Lis Graf, die Vorsitzende des Vereins Kulturscheune Schnaittach, die vielen Gäste in der weihnachtlich geschmückten Scheune und sagte: „Wir feiern unser 10-Jähriges“, denn fast auf den Tag genau vor 10 Jahren, am 7. Dezember 1994 fand das erste Konzert in der Kulturscheune statt. Sie bedankte sich in einer kleinen Ansprache zuerst für den Besuch der vielen Gäste in dieser Zeit und im Besonderen bei den Mitgliedern des Vereins Kulturscheune Schnaittach e. V., das sind Gislinde und Max Felser, Sylvia und Kurt Kotsch, Mariola und Alex Myalski, Helga und Baptist Schmidt und bei ihrem Mann Volker Graf, der durch seine Liebe zu alten Gemäuern erst die Möglichkeit geschaffen hat, in der Scheune Konzerte zu veranstalten. Seit einem Jahr dabei sind auch Rotraut und Herbert Maier, Hans Hoffmann und Stefan Hofmann.

Dieser Freundeskreis organisiert jetzt seit 10 Jahren Konzerte in der Freizeit – und das natürlich unentgeltlich. Das Musikangebot ist sehr vielschichtig und reicht von Folklore über Jazz und Blues bis hin zur Klassik. Mittlerweile ist der Name „Kulturscheune Schnaittach e. V.“ schon ein Begriff weit über die Grenzen des Landkreises hinaus und es gibt Gäste, die grundsätzlich zu jedem Konzert kommen und sich dabei immer auf jede Art von Musik einlassen und – sie sind bisher auch noch nicht enttäuscht wurden. Der Erlös aus den Spenden der Besucher für die Konzerte geht direkt nach Bolivien und Tansania zu den persönlich bekannten Patres Josef Schicker und Wilhelm Dosch. In 10 Jahren konnten schon über 50.000 Euro an diese Projekte – und anfangs auch an andere Hilfsbedürftige – überwiesen werden. Lis Graf bedankte sich bei ihren Freunden zum „10-Jährigen“ ganz herzlich mit einem Blumenstrauß und einem kleinen Präsent.

Igor Bezotosniy und Dimitri Zaharov beim Duett

Igor Bezotosniy (Balalaika) und Dimitri Zaharov (Bajan)

Dann kündigte sie die Musiker des Abends, das russische Ensemble der Philharmonie Wladimir an. Das besondere an dieser Formation ist, dass auf original russischen Instrumenten auch Klassik gespielt wird. Der Gründer und Leiter, Igor Bezotosniy, Mitglied des Staatsorchesters Wladimir, spielt auf der Balalaika, seine 17-jährige Tochter Svetlana Bezotosnaya, Meisterschülerin an der Hochschule für Musik in Moskau, spielt auf der Violine, der preisgekrönte Bajanist Dimitri Zaharov ist Professor für Musik an der Moskauer Hochschule für Musik, und der Bariton Alexej Znamenskiy ist hervorragender Sänger und Schauspieler an der Staatsoper in Moskau.

Der erste Teil des Konzerts war vor allem klassischer Musik von Vivaldi, Schubert, Bach und Mozart gewidmet. Der kurzfristig als Moderator für die russischen Musiker eingesprungene Wolf-Dieter Harrer führte gekonnt durch das wunderbare Programm. Die Gäste der Kulturscheune waren hingerissen von der hochklassigen Ausführung. Die Solostücke der einzelnen Musiker begeisterten ebenso, wie die Musikstücke gespielt und gesungen vom kompletten Ensemble.

Die Balalaika, eigentlich ein Begleitinstrument, wird von Igor Bezotosniy, überaus meisterlich beherrscht. Er entlockte dem Instrument das Skerzo aus der „Suite in h-Moll“ von Johann Sebastian Bach so hervorragend, spielte in den höchsten und tiefsten Tönen mit einer Leichtigkeit, die die Gäste zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Swetlana Bezotosnaya beim Violin-Solo

Svetlana Bezotosnaya

Dann gab die erst 17-jährige Svetlana Bezotosnaya „Allemande und Giga“ von Johann Sebastian Bach auf der Violine zu Gehör, und man hätte in der Scheune ein Stecknadel fallen hören können, so gebannt und entzückt lauschte das Publikum.

„Wie kann man auf einem Bajan (eine Art Akkordeon) Bach spielen?“ Dimitri Zaharov „tanzt“ mit den Fingern auf den vielen Tasten dieses Instrumentes, dass es eine Freude ist – rauschender und anhaltender Beifall nach der „Toccata“ von Johann Sebastian Bach.

Der Bariton Alexej Znamenskiy sang und schauspielerte sich schnell in die Herzen der Besucher. Ergreifend anfangs sein Ave Maria von Franz Schubert. Bei der „Arie des Figaro“ schließlich konnte Alexej nicht nur seine besonderen sängerischen, sondern auch seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Nach der Pause kamen die Musiker in Russischer Folklorekleidung auf die Bühne. Der zweite Teil war klassischen russischen Komponisten gewidmet. Stücke aus „Ruslan und Ludmilla“, der „Monolog des Boris“ aus der Oper „Boris Godunow“, das Motiv aus „Schwanensee“ von Tschaikowsky – wieder ein hinreißendes Solo von Swetlana auf der Violine –, dann russische Romanzen und Volksweisen. Natürlich durfte das „Wolgalied“ und „Laras Thema“ nicht fehlen.

Bariton Alexej Znamenskiy

Bariton Alexej Znamenskiy

Durch die einfühlsame Moderation durch Wolf-Dieter Harrer konnten sich die Zuhörer den russischen Winter, eine Fahrt durch die Taiga und russische Feiern und Feste sehr gut vorstellen. „Leise rieselt der Schnee“ führt alle näher an Weihnachten heran. Die russischen Weihnachtsfantasien und bekanntere Lieder rissen die Zuhörer immer wieder zu lang anhaltendem Beifall hin. Alexej forderte das „liebe Publikum“ zum Mitsingen auf. Die wunderschöne weihnachtliche Stimmung in der Scheune ist hier nicht mehr zu beschreiben.

Nach über drei Stunden hochklassigem Konzert mit vielen Zugaben wurde gemeinsam das in aller Welt bekannte „Stille Nacht“ gesungen. Es gab wohl keinen Besucher, dem dieser Abend in der Kulturscheune Schnaittach nicht sehr viel gegeben hat. „Ich habe noch nie so einen wunderbaren Abend erlebt“ sagte eine Besucherin. Außerdem wurde eine von den Musikern aufgestellte Sammelbüchse für das Kinderkrankenhaus in Wladimir von den Gästen der Kulturscheune sehr großzügig gefüllt.