Sonntag, 8. Mai 2005, 19:00 Uhr

Hans-Peter Vogler und Elena Lebedeva

Poesie & Piano – „Der Frühling“

„Genießen Sie einen ganz besonderen Abend“ – dieser im Programm der Kulturscheune Schnaittach formulierte Wunsch wurde Wirklichkeit. Poesie & Piano – „Der Frühling“ war in der Tat ein besonderer Abend.

Mag sich auch manch ein Besucher an diesem Sonntag über das kalte, regnerische Wetter geärgert haben, so wurde er schon beim Betreten der Scheune vom Alltag entrückt. Dazu trugen der freundliche Empfang der charmanten Gastgeberin Liz Graf sowie die liebevoll gedeckten Tische mit Kerzen, köstlichem Bauernbrot und Leberwurst bei. Es entstand eine Atmosphäre, die zum Zuhören öffnete.

Elena Lebedeva bei einem Solovortrag

Elena Lebedeva spielte frisch und ausdrucksstark

Als sich dann die junge Pianistin Elena Lebedeva, Meisterschülerin für Klavier an der Hochschule für Musik in Nürnberg (Klasse Professor Wolfgang Manz), die in ihrer frischen, bezaubernden Art an sich schon den Frühling verkörperte, an den Flügel setzte und gefühlvoll den Walzer opus 34/1 As-Dur von Frederic Chopin zu spielen begann, vergaß man vollkommen, dass es draußen keineswegs so frühlingshaft war. In die mit traumwandlerischer Sicherheit vorgetragene Musik sprach Hans-Peter Vogler – gekonnt die Schwingungen der Musik aufnehmend – das Gedicht „Vorfrühling“ von Hugo von Hoffmannsthal. Schon dieses erste Stück ließ die Gäste erahnen, was der Abend noch bringen sollte. Die Gedichte, die der studierte Germanist, Romanist und Philosoph und ehemalige Laufer Lehrer Hans-Peter Vogler mit sonorer Stimme, gewürzt mit feinem Humor, vortrug, waren eine gelungene Auswahl und umfassten ein Spektrum, das vom Alten Testament („Das Hohelied Salomos“) über Hugo von Hofmannsthal, Joseph von Eichendorff („Aus dem Leben eines Taugenichts“), Ludwig Uhland, Eduard Mörike, Erich Kästner (dieser sprach vom Mai als dem „Mozart des Kalenders“) bis zu Max Frisch, Bertolt Brecht und Deutschlands ältester Dichterin, Hilde Domin, reichte.

Hans-Peter Vogler leitet zum nächsten Klavierstück über

Hans-Peter Vogler rezitierte einfühlsam und stark

Während Vogler einen Abschnitt aus Marcel Prousts Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ vorlas, spürte man seine Liebe zur französischen Sprache. Natürlich waren auch einige der schönsten Frühlingsgedichte von Johann Wolfgang von Goethe dabei, wie das 1771 für die 19-jährige Pfarrerstochter Friederike Brion verfasste: „Wie herrlich leuchtet / Mir die Natur / Wie glänzt die Sonne! / Wie lacht die Flur“ oder sein Gedicht „Gefunden“, 1788 nach der Begegnung mit Christiane Vulpius entstanden: „Ich ging im Walde so für mich hin …“.

Jede Gedichtesequenz wurde von Elena Lebedeva mit einem Klavierstück eröffnet. Diese sympathische junge Frau spielte am Flügel frisch und frei, gekonnt und professionell, natürlich und ohne jede Note.

Bei der großen Vielfalt war wohl für jeden Geschmack etwas dabei, ob der Sinn nun nach Heiterem, Nachdenklichem oder Melancholischem stand.

Das trotz vieler Konkurrenzveranstaltungen zahlreich erschienene Publikum dankte begeistert mit großem Applaus, so dass es noch zu einer Zugabe kam. Hans-Peter Voglers letzte Worte: „… so dass Sie mit dieser kleinen Frühlingsdroge entschweben können“, beendeten den gelungenen Abend. Von innen heraus gewärmt, gingen die Zuhörer hinaus in den Regen – und mit dem guten Gefühl, dass der Erlös der Veranstaltung den Patres und deren Projekten in Bolivien und Tansania zugute kommt.

Christa Moritz
(mit freundlicher Genehmigung der Pegnitz-Zeitung Lauf)