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Samstag, 23. September 2006, 20:00 Uhr H2 O2 und Wolfgang SchierlitzFreude, schöner Spötterfunken Es gab wieder wunderbare Klänge in der Kulturscheune. Schon zum zweiten Mal war die A-cappella-Gruppe „H2 O2“ – bestehend den Geschwistern Luitgard und Thomas Hamberger und dem Ehepaar Christine und Hermann Oswald mit dem Kabarettisten Wolfgang Schierlitz zu Gast in Schnaittach. Nach dem ersten Lied von „H2 O2“, das den Gästen schon die wunderbaren Stimmen der Sänger aufzeigte, erzählte Wolfgang Schierlitz, dass er gerne wieder nach Schnaittach gekommen sei. Denn als er vor drei Jahren hier lustige Geschichten von seiner Lebensgefährtin erzählte, stand ein Gast auf und rief: „Ja warum heiraten S’ denn Ihre Lebensgefährtin nicht?“ So kam es, dass Wolfgang Schierlitz kurz nach dem Konzert in Schnaittach seine damalige Lebensgefährtin Luitgard Hamberger heiratete. Der „Hochzeitsstifter“ aus Schnaittach war auch dieses Mal in der Kulturscheune und überbrachte seine Glückwünsche sowie eine Flasche Original Schnaittacher Schnaps. Mit hohem gesangstechnischem Fundament und dem Mut zum Experiment macht sich „H2 O2“ seit einiger Zeit auf den Weg, Musikverwandtschaften zum singenden Bayern zu ergründen. Diesem Versuch widmet sich das Ensemble „H2 O2“ mit viel Lust und Engagement. Dabei legen die Künstler besonderen Wert darauf, den oft extrem unterschiedlichen Ansprüchen der einzelnen Musikrichtungen treu zu bleiben. So entstand in Kombination mit dem Kabarettisten Wolfgang Schierlitz das herzerfrischende Programm „Freude, schöner Spötterfunken“. Die Sänger präsentieren hier klassische Stücke, Madrigale, Songs, Jazz und bayerische Gstanzln, eine ungewöhnliche Mischung – ganz wunderbar harmonisch und manchmal auch ganz wunderbar durcheinander. Die kabarettistischen Einlagen und umwerfenden Wortspiele von Wolfgang Schierlitz zogen sich wie ein roter Faden durch das fröhliche Programm. Er lässt der Sprache freien Lauf und scheint selbst darüber erstaunt zu sein, was er damit anrichtet. Die Lachmuskeln werden jedenfalls stark strapaziert. Die Gäste der Kulturscheune wurden „programmlos“ durch den Konzertabend geführt und hatten manchmal Orientierungsschwierigkeiten über Herkunft, Sprache und Stilrichtung. Und so entstand manche angenehme, musikalische Überraschung. Das bayerische Gstanzl oder der Zwiefache enthalten musikalisch, rhythmisch und inhaltlich alles, was in Jahrhunderten aus einfachen Bauersleutköpfen erwachsen ist: Liebe, Leidenschaft, Aberglaube, Sagen, Stammtischgeschichten und nicht zuletzt Witze über andere. Ähnlich in Aussage und Gefühl sind alte Madrigale oder Jazzsongs. Da schäumen „Blue Notes“ und Operngesang auf und seifen die Sau mit dem schweinern Kopf ein, und ganz selbstverständlich lässt sich der „Moarsigl vo Bogn“ im Jazzkanon den Holzspieß aus seinem Hinterteil ziehen. Das begeisterte Publikum erklatschte sich nach zwei Stunden noch etliche Zugaben, die von „H2 O2“ und Wolfgang Schierlitz gerne erfüllt wurden. |