Samstag, 5. Mai 2007, 20:00 Uhr

Luftmentschn

Barfüßige Musikakrobatik

Die vier Ausnahmemusiker der Gruppe „Luftmentschn“

Die vier Ausnahmemusiker der Gruppe „Luftmentschn“

Wenn ein Beduine Tango tanzt, eine bayerische Hochzeit in Ungarn gefeiert wird oder französische Volksmusik auf Jazz trifft, sind die „Luftmentschn“ am Werk. Schwungvoll und barfuß sprangen vier gut aussehende junge Männer auf die Bühne der Kulturscheune Schnaittach und begeisterten über zwei Stunden lang die Gäste mit ihrem herrlich unkonventionellen Spiel, ihrer witzig-frischen Art, und präsentierten ein fröhliches mitreißendes Konzert.

Die vier Musiker nennen sich „Luftmentschn“. Das ist ein jiddisches Wort und bedeutet „arme Leute ohne ersichtlichen Beruf“. Und getreu dieser Aussage treten die vier „armen Musiker“ bei allen ihren Konzerten ohne Strumpf und Schuh, eben barfuß auf. Die Gruppe präsentiert Musik aus verschiedenen Kulturen und Traditionen, vermischt mit eigenen Ideen. Die Gäste der Kulturscheune waren gefesselt und verzaubert von den sphärischen Klängen des Hackbretts, den einschmeichelnden Tönen des Akkordeons, dem impulsiven Rhythmus des Kontrabasses und den wehmütigen Melodien der Violine. Der Auftritt ist ein Klangerlebnis für jeden, ob jung oder alt.

Die „Luftmentschn“, das sind vier noch studierende Ausnahmemusiker, zwei Volksmusikanten, ein ehemaliger Jazzer und ein Klassiker mit Rockvergangenheit. Sie sind seit 2005 geförderte Künstler der Yehudi-Menuhin-Initiative „Live Music Now“ und „wandern“ barfuß durch die internationale Welt der (Volks-)Musik, wobei sie einsame Pfade den ausgetretenen Wegen vorziehen und bei jedem Musikstück immer der persönliche Fußabdruck zu hören ist.

Die Zwillinge Thomas und Rainer Gruber am Hackbrett und Akkordeon, Michael Fenzl am Kontrabass und Florian Starflinger mit der Violine lockten ungeahnte Töne und Harmonien aus ihren Instrumenten. Hier wird jedoch nicht nur in die Volksmusik-Kiste gegriffen – die „Luftmentschn“ gehen auch zurück in die Woodstock-Generation und intonieren eine äußerst schräge und faszinierende Version von „Purple Haze“, die dann wieder ins Traditionelle übergeht. Wohlige Klänge von Jimi Hendrix auf dem Hackbrett und der Geige – wirklich ein gewagtes und gelungenes Experiment.

Klänge aus den verschiedensten Ländern, gemixt mit Eigenkompositionen, genial gespielt und oft fröhlichen dazu gesungen, verzauberten das Publikum. Das riesige Repertoire reichte vom „Luftmentschn-Ska“ über Reggae, Le Orchincheck (ein Beduinentango!), über Zwiefache, zum jüdischen Masseltov, argentinischen Libertango, bis zur feurigen Zigeunermusik. Mit „Der Zehennagel“ oder „Barfuß“ führten die Musiker das Publikum wieder zurück in ihre Heimat Niederbayern. Zu Viert am Kontrabass spielten sie „Drunter und Drüber“ – einen wunderbaren Musikmix aus aller Welt. Der Abend war lustig bis dramatisch, mal tief schürfend, mal Musikkabarett, jede Facette schimmerte durch – es war ein fröhliches mitreißendes Konzert.

Der nicht enden wollende Applaus erforderte erst eine, dann die zweite und die dritte Zugabe. Michael Fenzl: „Gut dass wir immer noch eine Zugabe drauf haben“. Übrigens: die vier Männer hatten sehr schöne Füße! Und wer bei diesem Konzert nicht in der Kulturscheune war, hat etwas verpasst.