Samstag, 15. November 2008, 19:30 Uhr

Hans-Peter Vogler mit Svetlana Bezotosnaya und Olga Maksimova

Poesie, Violine & Piano – „Der Herbst“

Der Schnaittacher Hans Peter Vogler trug den literarischen Teil des Abends bei

Der Schnaittacher Hans Peter Vogler trug den literarischen Teil des Abends bei …

Svetlana Bezotosnaya und Olga Maximova bernahmen den musikalischen Teil des Abends

Svetlana Bezotosnaya (links) und Olga Maximova (rechts) übernahmen den musikalischen Teil des Abends

In der Kulturscheune Schnaittach erlebten die Besucher einen Abend, der Geist und Sinne berauschen konnte durch Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Facetten des Themas „Herbst“. Dabei präsentierte sich der Pensionär Hans Peter Vogler, in der Region als Gymnasiallehrer in Lauf bekannt, als Rezitator mit großem Talent.

Schon beim ersten Gedicht, der Apfelkantate von Hermann Claudius, ließ er die Schönheit des wiederkehrenden Zyklus’ – aufblühendes Leben, Wachstum und Gedeihen, schließlich Reife und Anmut, die zur Verführung lockt – am Bild des Apfels erstrahlen. Die einfühlsame Intonation, der stimmige Rhythmus und seine ausdrucksvolle Gestik konnten wie wundersam zauberhafte Bilder vor dem inneren Auge malen. Dabei schöpfte er sicher ebenso aus der Erfahrung des Studiums der Germanistik, Romanistik und Philosophie wie aus der Arbeit mit Jugendlichen als Leiter der Schülerbühne und Gründer einer Musicalgruppe am Dehnberger Hof-Theater. So wurden die Verse sehr eingängig und berührten die Herzen der Zuhörer. Andächtige Stille breitete sich in dem romantisch mit Kerzenschein ausgeleuchteten Raum aus.

Weitere Gedichte namhafter und unbekannter Poeten thematisierten Liebe, Leben, Natur, aber auch Vergänglichkeit und Ausblick auf den Tod, jene Facetten, die sich im Herbst widerspiegeln. Tragisches kam in Sergej Esenins Gedichten zum Ausdruck, der unter den Folgen der Oktoberrevolution in Russland litt und sich ein Jahr vor seinem Selbstmord als „Fremdling im Erdenhaus“ bezeichnet und keinen Schmerz mehr empfinden kann, „nichts und nichts mehr tut noch weh“. Das dem Herbst charakteristische Abschiednehmen wird tragisch vorgezeichnet.

Dann aber wieder die Beschreibung des menschlichen Zusammenrückens dieser Jahreszeit bildlich durch Geschichtenerzählungen für ein Kind, liebevoll „kleiner Stern“ genannt, so einfühlsam gelesen, dass die romantische Seite des angehenden Winters deutlich spürbar wird. Dazu bietet die Bühne unter dem wunderschönen großen Holzdach das passende Ambiente.

Diese besinnliche Stimmung unterstrichen zwei Solistinnen musikalisch: Olga Maximova (Piano) und Svetlana Bezotosnaya (Violine), die Leidenschaft und gutes Zusammenspiel zeigten. Vor allem in den ruhigen Stücken waren Einfühlungsvermögen und Ausdruck zu erkennen. Maximova (26) ließ sich an der Musikschule des Konservatoriums Moskau ausbilden, weitere Studien bei Prof. Kuznezova. Bezotosnaya (21) war ebenfalls an der Musikschule des Konservatoriums Moskau, danach weitere Studien an der Musikhochschule in Moskau bei Prof. Valerie Vorona.

Beifall für einen gelungenen Abend, dessen Erlös wieder sozialen Projekten in Bolivien und Tansania zukommt.

Andrea Schlichting
(mit freundlicher Genehmigung der Pegnitz-Zeitung Lauf)