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Max Greger jr. Met Charly AugschöllEs ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, wenn man Musikern aus nächster Nähe auf die Finger schauen kann – und sie einem quasi auf’s frisch geschmierte Streichwurstbrot. So wieder einmal geschehen am Freitag und Samstag, 15. und 16. Mai 2009, in der Kulturscheune Schnaittach, als es dank bewährter Organisation von Lis Graf hieß: „Max Gregor jr. meets Charly Augschöll“. Max Greger jr. ist in Schnaittach ja alles andere als ein Unbekannter, nachdem er – wie im Augenzwinker-Duett mit Frau Graf verraten – bereits zum fünften Male in der Kulturscheune zu Gast war. Mitgebracht hatte er diesmal seinen Freund und Kollegen Charly Augschöll aus Reutte in Tirol, den er als „Weltklassemusiker“ vorstellte. Gegessen hätten die beiden hier vorher auch bestens. Max Greger jr. gab sogar endlich zu, dass „Eure Würscht (also: unsere Würscht) in Franken tatsächlich besser sind als die bei uns“. Und so konnte man aufbrechen zu einer bunten, völlig unprovinziellen Reise durch die Swing-, R&B-, Latin- und Jazz-Geschichte, mit bekannten und weniger bekannten Titeln sowie einigen Eigenkompositionen. Mit Max Greger am Klavier und Charly Augschöll an den Blasinstrumenten. Jawohl, an den Blasinstrumenten, denn im Laufe des Abends kamen deren fünf zum Einsatz: Klarinette, Querflöte sowie Alt-, Tenor- und Sopransaxofon. Dass der Mann Luft brauchte beim Spielen war klar, besonders für die zahlreichen und ausgedehnten Soli, und so sahen ihm die Herren im Publikum wohl auch den tief ausgeschnittenen Hemdkragen nach (die Damen sowieso) und fragten sich vielleicht nur noch: Wie diabolisch gut der wohl singt? Nach seinen wenigen Zwischenansagen ahnte man schon, dass es „soulig“ werden könnte, aber wie soulig es dann wurde, war eine wahre Freude: Bei „Georgia On My Mind“ und geschlossenen Augen verdunkelte sich alles und man hörte tatsächlich den großen Ray Charles mitschwingen. Die meisten Lieder blieben aber instrumental, was bei der Virtuosität und Spielfreude der beiden Musiker ja eigentlich reichte. Erst zu „Get Your Kicks On Route 66“ geriet auch Max Greger zum Sänger, sicher unspektakulärer als der Soul Man aus Tirol, aber doch das Programm angenehm auflockernd. Ein zweites Mal sang Max dann bei „As Time Goes By" (bekannt u.a. aus dem Filmklassiker „Casablanca“) und musste den Damen dabei nix von „Schau mir in die Augen…“ erzählen, sie taten es schon die ganze Zeit. Ich für meinen Teil versuchte, meine bessere Hälfte mit „How Much Watch, Dearie?“ in den tristen Alltag zurück zu holen, aber es kam kein „Ten Watch“ von ihr – also sagen Sie’s, liebe Leser, und ich frag’ dann: „Such Much?“ Wir neigten uns nämlich dem Ende dieses außergewöhnlichen Konzerts zu. Und erfuhren noch, dass Max Greger jr. „auf seine alten Tage“ plötzlich mit einer Pollenallergie zu kämpfen habe, was aber nicht schlimm sei, nachdem der Vater gemeint haben soll: „Solang es nicht aufs Bier ist!“ Ja, der Max Greger Senior, ganz früher einfach der Max Greger, der schwang wohl den ganzen Abend in den Köpfen zumindest der Älteren unter uns mit. Und dass ihn der Junior dann noch erwähnt, das tut der Seele einfach gut. Und doch hatte der Abend keine rein „Gregerianische“ Musik geboten, sondern das freudige Zusammenspiel zweier bestens aufeinander eingestimmter Künstler. Karl Fetschele |