Viva la Voce

Schon die ersten Töne der A-cappella-Boyband „Viva Voce“ gingen unter die Haut

Schon die ersten Töne der A-cappella-Boyband „Viva Voce“ gingen unter die Haut

Eine Begegnung der dritten Art hatte ich vor kurzem in der Kulturscheune in Schnaittach, als die A-cappella-Boyband „Viva Voce“ dort ganz kurzfristig ein Vorpremierenkonzert gab. Zum ersten Mal in dem liebevoll restaurierten Stadel, dessen Geschichte bis auf das Jahr 1150 zurückreicht, wartete ich gemeinsam mit anderen 180 Zuschauern an gemütlich gedeckten Tischen mit Bauernbrot und Leberwurst auf die fünf Jungens aus Ansbach. Schon die ersten Töne gingen unter die Haut, denn wie Jörg, David, Heiko, Basti und Mate „Tears In Heaven“ von Eric Clapton interpretierten, hatte ich so noch nie gehört. Der wie scheinbar von einem ganzen Orchester gewobene Klangteppich kam nur aus dem Mund der fünf smarten Jungs. Dabei sind die Boys schon längst zu Männern geworden, denn inzwischen stehen sie seit über zehn Jahren auf der Bühne. Nur Jungspund Mate, der in Schnaittach sein Debüt gab und das langjährige Bandmitglied Thomas ablöste, drückt mit seinen 20 Jahren den Altersspiegel wieder nach oben, was David damit begründete, dass er halt der Beste von allen Bewerbern war.

Viva Voce“ versteht sich als jüngste und erste A-cappella-Boyband in Deutschland. Die Gruppe verbindet bekannte Elemente aus dem A-cappella oder, wie es heute heißt, Vox-Pop mit raffinierten Choreografien in Boyband-Manier zu einem neuen individuellen Stil. Der nicht nur die Schnaittacher begeisterte, was der Applaus mit begeisterten Ahas, Pfiffen und Füßetrampeln bewies. Medien titeln von „Vokalkunst mit Gänsehautfaktor“, „Fünf Künstler – ein Ereignis“, „Begnadete Mundwerker“ über „Wirbelwinde und Rhythmusmaschinen“ bis zur „Showentdeckung des Jahres“. Dabei hat die fünf Ausnahmeinterpreten keine angesagte Casting Show zusammengebracht, sondern ihre gemeinsame Schulzeit beim Windsbacher Knabenchor, woher sie ihre fundierte musikalische Ausbildung haben. „Viva Voce“ singen inzwischen weit über die Grenzen Frankens hinaus. Vor einem Open-Air-Publikum von 4000 Leuten genauso wie vor Gästen einer Kleinkunstbühne oder im kleinen Rahmen auch völlig ohne Mikrofon.

Jörg forderte das Publikum zum Mitklatschen und Mitsingen auf

Jörg forderte das Publikum zum Mitklatschen und Mitsingen auf

Von Schüchternheit der Sänger keine Spur, vor allem David mit seinem Charme, kurzweiligem Entertainment und zuweilen bissigen Moderationen verstand das Publikum mit ein zu beziehen. So gingen bei jung und alt die Hände nach oben, wurde gehorsam mit gesungen, geklatscht oder gesummt. Vor allem das weibliche Publikum lässt er mit seiner Stimme und seinem unnachahmlichen Blick dahin schmelzen. Mehr als erstaunlich ist Jörg. Verblüfft er auf der Bühne durch seinen enormen Stimmumfang genauso wie durch seine Beat Box und Mouth Percussion. Außerdem ist er ein Meister im Komponieren und Arrangieren. Er schreibt die Musik, tüftelt die Stimmen aus und studiert sie mit den anderen ein. Basti brilliert nicht nur mit seinem High-End-Tenor in schier ungeahnten Höhen, sondern auch mit seiner einzigartigen Mimik und seinem komödiantischen Talent. Richtig groovig wird es, wenn Heiko, mit seinem knackigen, rockigen Bass die Bühnenbretter zum Schwingen bringt. Mal schwingen seine Stimmbänder wie die gezupften Saiten eines Jazz-Kontrabasses und mal knarzen sie wie der Fretlessbass eines Rockmusikers. Welche Rolle Mate als Neuer in der Boyband einnehmen wird, wird sich zeigen. Sein hoher Tenor und der Mix seiner polnisch-thailändischen Abstammung ließen gleich beim ersten Auftritt in Schnaittach die Mädchenherzen höher schlagen.

Erfrischend die Besinnung der Fünf auf das Fränkische mit „I Feel Fräggae“. So kann ich nur beipflichten „Danke, lieber Gott, für alle Dinge, die sich auf Franken reimen“ und hinzufügen „Danke, lieber Gott, für diese Stimmen“. In diesem Sinne sage ich „Viva la voce“ und freue mich auf das nächste Konzert.

Birgit Matuschewski
(mit freundlicher Genehmigung des Mitteilungsblatts „Albrächd“)